Früher war es ICQ, heute Telegram: Der zentrale Kommunikationsspot meiner Freunde. Nach über zehn Jahren mit ICQ auf dem Desktop-PC und drei weiteren mit WhatsApp auf dem Smartphone, werden endlich beide Welten ideal miteinander verbunden und der wahre Herrscher endlich gekrönt.
Die Herrschaft von ICQ war so simpel und genial zugleich: Zu Zeiten als das mobile Internet noch ein nerdiger Traum war und nicht jeder Mensch mindestens drei empfangsbereite Geräte sein Eigen nannte, musste man für die schnelle Kommunikation den Desktop-PC anwerfen und das grüne Blumenlogo doppelklicken. Die Festplatte rödelte vor sich hin, die Kontaktliste ploppte auf und ich konnte (fast) jeden meiner Freunde erreichen; meine Liste zählte über 250 Kontakte, darunter auch diverse Zockbekanntschaften aus unzähligen Games. Die ICQ-Nummer war gleichbedeutend mit der Handynummer, ohne ging schlichtweg nichts.

Damals war die Welt noch in Ordnung: ICQ (hier in einer neueren Fassung) vernetzte mich und fast alle Freunde. // Bildrecht: ICQ.com
Leb’ wohl, ICQ
Die Jahre schritten voran, soziale Netzwerke boten Chats an und in den App Stores tummelten sich einige neue IMs. Diese vielen neuen Kommunikationswege dünnten meine Kontaktliste zusehends aus und verteilten nahezu alle Freunde auf unzählige Messenger. Nach einer Dekade mit ICQ wurde unsere neue Plattform schweren Herzens WhatsApp.
Doch die permanente Bindung an das Smartphone bescherte nicht nur Vorteile: Das Handy musste nicht nur immer in der Nähe bleiben, sondern auch ausreichend geladen und niemals vergessen werden. Besonders nervig war das ständige Hin und Her, sobald man am Desktop-PC war oder mit dem Tablet auf dem Sofa lag. Der nervige Griff zum kleinen Smartphone-Display samt Touchdisplay zog Daheim weitestgehend den Kürzeren. Eine Alternative musste schleunigst her…
Ein würdiger Nachfolger
Zusammen mit einigen Freunden, den es ähnlich erging, testeten wir diverse Messenger-Apps. Wir wollten einen IM, der möglichst auf sämtlichen Plattformen verfügbar, klein, schnell und unkompliziert war. Auf der anderen Seite musste das Programm ebenso sympathisch daherkommen wie damals ICQ; kein riesiger Konzern, eher ein kleines Startup. So stießen wir Ende 2013 auf Telegram und verliebten uns direkt.

Telegram (hier die Windows-Version) bringt den alten Flavour zurück und misst dabei nicht Smartphones oder Tablets. // Bildrecht: Autor
Der flinke Messenger brachte uns nicht nur das alte ICQ-Feeling dank (Gruppen-)Chats am Desktop-PC und Notebook zurück, sondern erfüllte außerdem auch alle Features von WhatsApp und Co. auf dem Smartphone. Das Beste aus der guten alten Zeit wurde mit den Vorzügen der Gegenwart vereint. Egal, an welchem Medium ich mich gerade befinde, meine Chatverläufe sind da, alles ist synchron gehalten und ich kann direkt lostippen – ein Traum.
Glücklicherweise wurde Telegram in den folgenden Monaten, nicht zuletzt durch die starke Konkurrenz von WhatsApp, Threema und Co., immer weiter verbessert. Auf (fast) allen Plattformen (Android, iOS, WP, Windows, Mac, Linux) gibt es offizielle (sowie inoffizielle Apps durch eine Open-Source-Strategie) Apps, die ständig weiter entwickelt werden. Der kleine, flinke Messenger trotz neuer Funktionen immer noch so einfach zu bedienen, wie am ersten Tag.
#Hashtags und Nutzernamen
Neben einer immer intuitiveren Fotoaufnahme und -bearbeitung, stechen vor allem die neu eingeführten Hashtags und Benutzernamen aus dem Einheitsbrei der IMs hervor. Wozu braucht ein IM Hashtags? #retarded… Meine ersten, zu schnell geurteilten Gedanken hierzu, doch es offenbarte sich schnell: Themen in Gruppenchats lassen sich so super schnell wiederfinden. Anstatt endlos zu scrollen, kann direkt nach einem Hashtag gesucht werden, Beiträge werden gelistet und man springt direkt in die tage- oder wochenalte Diskussion.

Hashtags einmal sinnvoll, statt belustigend: Themenwiederfinden in Gruppenchats – *love is in the air* // Bildrecht: Autor
Aber jetzt mal ehrlich, wozu Benutzernamen? Nun ja, ich bin bestimmt nicht der einzige IM-Nutzer, der prinzipiell alle Benachrichtigungen von Gruppenchats automatisch deaktiviert. Daher verpasse ich manchmal brisante Diskussionen und Leute müssen mir im Einzelchat eine Nachricht schicken. Damit ist nun Schluss, denn sobald man per Telegram jemanden mit dem Nutzernamen im Gruppenchat anschreibt, wird der Nutzer wie in einem einzelnen Chat benachrichtigt – simpel und genial zugleich.

Durch Nutzernamen können Mitglieder von Gruppenchats benachrichtigt werden, obwohl sie den Chat gemuted haben. // Bildrecht: Autor
Okay, ich gebe es ja zu. Meine Kontaktliste in Telegram fasst natürlich keine 250 Kontakte, mit 27 Einträgen ist der flotte Messenger aber auf einem guten Weg, Leute wie damals auf ein Medium zurückzuholen. Und es lohnt sich immens, gebt dem kostenlosen IM eine Chance, ihr werdet sie nicht bereuen. Mein Leben hat es vereinfacht, kein ungewollter Medienwechsel mehr, alles wird einfacher, alles wird gut!