Das übliche Rezept für ein Süppchen Unterhaltung in unserer Branche ist heutzutage beinahe überall das selbe: mehr Action, mehr Cutscenes, weniger Spielzeit und am besten jedes Jahr eine Forsetzung ’cause of milking the cow. Dass das alles den Zenit bereits vor Jahren überschritten hat will keiner so recht wahrhaben, außer natürlich diejenigen, die nach mehr lüstern. Ich als jemand, der schon beinahe alles gesehen und gespielt hat, gehe lieber wieder back to the roots. It’s Metroidvania time!
Die jüngeren Semester unter euch, werden wohl keinen Tau haben, von was ich überhaupt spreche; die meisten älteren hingegen Tränen in den Augen haben. Metroidvania ist genau genommen kein eigenes Genre, sondern eine Bezeichnung für Action-Adventure Spiele, die bestimmten Mustern folgen. Sie bieten eine riesige Map, die es zu erkunden gilt, aber anfänglich nicht voll zugänglich ist. Wege werden durch Blockaden oder spezielle Türen versperrt, die man erst im Laufe des Spiels öffnen kann. Ermöglicht wird dies durch Upgrades in Form von Items, die über die Map verteilt sind und man meist durch den Storyverlauf findet. Da man unweigerlich an Passagen vorbeikommt, die es nur mit diesen Upgrades zu überwinden gilt, ist auch eine Menge Backtracking, also das neuerliche Erkunden bereits besuchter Räume, erforderlich.
Zudem kommen noch knackige Bosse, die üblicherweise Herrscher über jeweils ein Gebiet im Spiel sind. Metroidvania Spiele sind auch zumeist in 2D und das Subgenre erhält durch den Aufstieg der Indie-Games auch heutzutage noch sehr viel Aufmerksamkeit. Wobei gesagt sei, dass es auch 3D Ableger davon gibt. Zusätzlich eröffnen sind durch das nicht-lineare Gameplay viele verschiedene Möglichkeiten das Spiel zu Ende zu bringen, welches natürlich die Speedrun-Szene auf den Geschmack bringt, die auch heute noch fleißig auf SRL oder SDA um die Wette rennt.
Wie sich die meisten bereits denken können, stammt der Begriff Metroidvania von zwei ganz speziellen Spieleserien, die dieses Erfolgsrezept über die Jahre hinweg geprägt haben. Zum einen wäre das Metroid und zum anderen Castlevania. Durch das intensive Erkunden der Spielewelt gepaart mit dem nicht linearen Spielverlauf hat sich hier eine große Fanbase aufgebaut. Auch wenn in den frühen Jahren des NES noch weniger Story Elemente im Spiel integriert waren, so änderte sich das spätestens mit Super Metroid für das SNES. Wenig später erschien mit Castlevania: Symphony of the Night, der wohl bislang beliebteste Teil der Castlevania Reihe, und auch gleichzeitig jener, der gemeinsam mit Super Metroid das Subgenre so richtig geprägt hat.
Durch den Einzug von 3D in Videospielen haben sich 2D-Plattformer fast gänzlich verabschiedet. Der erste Auftritt von Castlevania auf dem Nintendo 64 war–gelinde gesagt–in die Hose gegangen, Samus Aran hat sich mit Metroid Prime hingegen erst eine Konsolengeneration später auf dem GameCube ins 3D-Universum gesellt. Dafür aber mit eindrucksvoller Darbietung. Metroid Prime stellt für mich auch heute noch eines der besten Spiele aller Zeiten dar. Es kombiniert alle wichtigen Key-Elemente mit einer guten Story und steckt den Spieler in den First-Person Modus, anstatt seinem Protagonisten die ganze Zeit über die Schulter zu sehen. Auf Metroid Prime folgten noch Teil zwei und drei, ehe es mit Other M den bislang letzten Ableger auf der Wii gab.

Die Metroid Prime Serie schaffte es erfolgreich, das Subgenre spielbar in das 3D Universum zu bringen. Am Bild zu sehen: Metroid Prime 3 für Wii.
Castlevania hingegen tobte sich vorwiegend auf dem GameBoy Advance und dem Nintendo DS mit 2D Teilen aus. Diese boten nicht nur das üblich beliebte Spielkonzept, sondern auch aufwändig gezeichnete Sprites, die alle Teile fast schon zeitlos machen. Die Lords of Shadows Serie, welche die 3D Ableger darstellen, erscheinen nach wie vor auf aktuellen Konsolen; der letzte davon erst 2014.
Koji Igarashi, der Schöpfer der Castlevania Serie, möchte aber ebenfalls zurück zu den Wurzeln und hat dieses Jahr erfolgreich eine Kickstarter Kampagne für Bloodstained: Ritual of the Night abgeschlossen und konnte satte $5.5 Millionen für seinen spirituellen Nachfolger der Castlevania Franchise einsammeln. In 2.5D versteht sich.
Abschließend seien noch einige Indie-Games erwähnt, die durchaus einen Blick wert sind: Shantae, Cave Story, Aquaria, Shadow Complex, Guacamelee!, Teslagrad, Xeodrifter, You Have to Win the Game, Ori and the Blind Forest – aber allen voran Axiom Verge, über welches ich einen Test geschrieben und als mein Game of the Year bezeichnet habe!
Wer sich also mal wieder nicht entscheiden kann, welches Moar-of-the-same-Game ihn heutzutage langweilen soll, sollte mal einen Blick ins Metroidvania Subgenre werfen. Es lohnt sich, for sure!