Tomb Raider meets Temple Run: Square Enix schickt unsere Lieblingsarchologin in ein neues Genre. Mit frischen Ideen will Lara Croft: Relic Run aus der Masse hervorstechen, technische Probleme trüben aber den Spielmaß.
Als Anfang 2013 Temple Run 2 erschien, brachte der Endless Runner mein iPad für viele Stunden ins Schwitzen. Links oder rechts, sliden oder hüpfen, Geschwindigkeitsboost oder Münzmagnet? Das Prinzip ist einfach, aber hochgradig ansteckend. Anschließend wird das Gold in neue Items investiert und weitere Charaktere freigeschaltet.
Lara Croft: Relic Run baut auf diesem Fundament auf, will aber noch weiter hinaus: Neben dem bekannten Prinzip gibt es Passagen in der Vertikalen, schnelle Fahrzeugabschnitte, Schusseinlagen und Bosskämpfe. Was sich zunächst recht vollgestopft und aufgesetzt anhört, spielt sich erstaunlich natürlich und reiht sich in den Spielfluss ein.

Fahrzeugeinlagen beschleunigen das ohnehin hohe Tempo, sind aber nur halb so schwer zu meistern. // Bildrecht: Screenshot des Autors
Dieser wird aber durch technische Schwächen permanent gestört und hemmt den Spielspaß: Relic Run läuft auf unserem iPhone 6 mit gefühlten 20 Bildern pro Sekunde, ab und an begrüßt uns sogar ein Standbild. Diese Probleme enden für uns tödlich, denn das ohnehin hohe Tempo garniert Square Enix mit einem knackigen Schwierigkeitsgrad; unsere Entscheidungen müssen dadurch nicht nur schnell, sondern auch wohl überlegt getätigt werden. Verbirgt sich hinter dem riesigen Palmenblatt ein Abgrund oder ein hilfreiches Item? Sliden wir am messerscharfen Beil links oder rechts vorbei? Häufig trafen wir aufgrund der Ruckler eine falsche Entscheidung, Frust machte sich breit.
Es schmerzt umso mehr, da das Spiel vieles richtig macht und weiter denkt als die Konkurrenz. Zwar wirkt einiges aufgesetzt, wie z.B. die Slo-Mo-Sequenzen für verschiedene Parcous-Einlagen, doch gefallen uns insbesondere die temporeichen Fahrzeugausflüge, die dynamischen und dadurch unterschiedlichen Levelabschnitte sowie die tollen Bosskämpfe. Sobald der T-Rex erscheint, das Level auseinander bröckelt und Lara die Waffe zückt, bildet sich ein gehöriger Schweissfilm zwischen iPhone und unseren Händen.
Square Enix ist sich dem Performance-Problem offenbar bewusst, denn die von uns getestete iOS-Version 1.02 lief deutlich runder, als noch die erste Finalversion vom 25. Mai. Damals deinstallierten wir das Spiel nach einigen Runden. Falls ihr also die Finger noch ein, zwei Wochen stillhalten könnt, werdet ihr eventuell mit einer performanteren Version beglückt. Sobald das geschieht, rückt ein anderer Punkt in die Kritik: Free-2-Play.

Die Bosskämpfe sind eine tolle Abwechslung. Zusätzlich zum geschickten Ausweichen, muss Lara die Knarren zücken. // Bildrecht: Screenshot des Autors
Denn das Konzept ist bei weitem kein reines Make-Up. Mit Echtgeld stattet ihr Lara mit kräftigeren Wummen aus und dürft auch in das zweite Level hinein schnuppern, welches ihr ohne eine Investition wohl erst nach vielen, vielen Stunden freigeschaltet habt. Ansonsten spornt euch Relic Run aber durchaus an, immer wieder eine Runde zu spielen: Nach eurem Ableben ploppt hier ein Achievement auf, dort gibt es eine Extralieferung an Ankhs, um Lara wieder zu beleben und Münzen werden sowieso permanent im Level eingesammelt.
Continue-Fazit: Lara bringt frischen Wind in das Genre, muss sich aber mit technischen Problemen und einem überzogenen Free-2-Play-Konzept herumschlagen. Darüber können auch keine tollen Bosskämpfe und abseilenden Bergpassagen hinwegtrösten, wenn die Framerate nicht stimmt, ist euer Ende vorprogrammiert.
WERTUNG: 6.5/10
Erhältlich ist Lara Croft: Relic Run für Android, iOS und Windows Phone.