Beinahe 10 Jahre mussten wir auf den Titel warten, doch Totgesagte leben eben länger. Jetzt erscheint The Last Guardian doch noch für PlayStation 4.
Seit 2007 in Entwicklung und ursprünglich für die PlayStation 3 mit einem Release für 2011 angekündigt, mussten Fans am Ende lange in der Hoffnung verharren, dass Fumito Ueda’s letztes Puzzlestück der Ico-Trilogy doch noch erscheint. Nun ist es endlich da und wir können uns alle selbst ein Bild davon machen, was aus dem vermeintlichen Meisterwerk geworden ist.
Das Spiel wirft euch ohne jedwede Vorgeschichte oder Hinweise mitten ins Geschehen. Zusammen mit einem großen Fabelwesen erwacht ihr in einem runden Raum, der außer ein paar Grasflecken und einer kleinen Ruine nicht viel bietet. Das Fabelwesen zu eurer Seite nennt ihr übrigens Trico. Es ist noch angekettet und hat schwere Verletzungen erlitten, wie ihr an den blutig steckenden Speeren in Bein und Rücken sehen könnt. Ihr helft eurem neu gewonnenen Kumpel natürlich sofort aus der Patsche, welcher sich jedoch lautstark wehrt – einerseits aufgrund der Verletzung, andererseits kommt ihr ihm einfach zu nahe und müsst erst im Laufe der Geschichte um seine Zutraulichkeit buhlen. Das gestaltet sich dann auch schwieriger als gedacht, denn das einer Katze nachempfundene Tierchen verhält sich größtenteils auch so. Stur und mit seinem eigenen Willen begleitet es euch und versucht etwas zu den Rätseln, die vor euch liegen, beizutragen, indem es euch hilft. Oder euch sabotiert.
The Last Guardian ist weder ein Spiel der großen Action, noch ein Shooter mit lautem Kabumm. The Last Guardian ist ein Rätsel-Spiel mit langsamem Pacing und Fokus auf Freundschaft. So schreien manche danach, dass Fumito Ueda hier ein wahrliches Meisterwerk geschaffen hat, andere wiederum halten gute Gründe dagegen. Lasst es mich so ausdrücken: Das Spiel ist ein ganz wundervolles Machwerk mit einer sehr emotionalen Reise. Das ist unbestritten. Leider muss man dafür eine Menge Geduld aufbringen und über viele kleine technische Hiccups hinwegsehen. Der Hauptkritikpunkt, den man an dem Spiel finden kann, ist, dass euer Begleiter schlicht und einfach seinen eigenen Willen hat. Habt ihr eine Lösung vor Augen und befehlt dem Tierchen die nötigen Anweisungen, so ist es oft ein Glücksspiel, ob diese auch ausgeführt werden bzw. zur Lösung des Problems beitragen. Leider gibt sich das nicht immer gleich zu erkennen und es ist möglich, dass die richtige Lösung von euch sofort verworfen wird, da ihr nicht das nötige Feedback darauf bekommen habt. Was folgt sind verzweifelte Versuche nach anderen Wegen zu suchen, ehe man wieder am Anfang landet und es plötzlich doch klappt. So ging es mir einige Male im Spiel, was sich nicht nur als sehr ärgerlich darstellt, sondern in meinen Augen auch schlechtes Gameplay ist. Ein Rätselspiel sollte nicht mit einem Glücksfaktor verbunden sein.
Die technischen Probleme sind ebenfalls nicht zu übersehen. Ein Spiel, welches knappe 10 Jahre in Entwicklung ist, kann einfach nicht mehr am Stand der Technik sein. Siehe Duke Nukem Forever. Eingefrorene Spielszenen aufgrund von Ladevorgängen und regelmäßige Framerate-Einbrüche, wenn mal zu viel am Bildschirm zu sehen sein sollte oder es zu Kämpfen mit Soldaten kommt sind keine Seltenheit. Die Menüs sehen aus, als hätte man vergessen, diese fertig zu stellen und auch die “Tutorial-Popups” nerven gewaltig. Ja, wir haben bereits vor fünf Stunden erklärt bekommen, wie man klettert. Zu guter Letzt muss man auch noch die Steuerung und Kamera bemängeln. Diese fühlt sich einfach schwammig an und oftmals geschieht es, dass man an unebenen Böden hängen bleibt oder der Charakter nicht immer das macht, was man gerade will, wenn sich die Kamera nicht gerade dort befindet, wo man sie gerne hätte. Oftmals bleibt diese auch an Wänden stecken und man kann sie nicht weiterdrehen. Außerdem bewegt man üblicherweise die Kamera auch, um neue Wege zu finden oder die Landschaft zu erkunden. Leider wird diese nach fünf Sekunden jedoch wieder selbstständig und schwenkt automatisch zurück auf Trico, was man defacto nicht will. Was bleibt am Ende also über das Spiel zu sagen? Nach einer Dekade an Wartezeit kann die emotionale Reise einen sicherlich berühren, aber bis auf die täuschend echt wirkenden Animationen des Fabelwesens, ist die Perspektive auf die technische Seite des Spiels eine düstere.
Fazit
Das Internet ist bereits jetzt gespalten. Einige schreien nach dem Spiel des Jahres und weigern sich schlichtweg ihre rosarote Brille abzunehmen, andere kritisieren das Spiel zurecht aufgrund veralteter Technik und anderen Problemen, loben dafür aber auch die Geschichte, die erzählt wird. Ich finde, hier darf keinesfalls eine Ausnahme gemacht werden, was Kritik betrifft. Natürlich rührt es einen zu Tränen, je weiter man in der Geschichte fortschreitet, natürlich kann man in dem Spiel etwas finden, das so vielleicht nur selten zuvor in Spielen da war – ABER: wenn ich meinem Kunden eine Softwarelösung verkaufe, die gut aussieht und deren Content stimmt, nützt es einem trotzdem nichts, wenn diese bei jedem zweiten Klick abstürzt oder nicht auf das reagiert, was man eintippt. Demnach muss das Fazit lauten: spielt das Spiel, wenn ihr etwas anderes, einzigartiges erleben wollt! Aber seid gewarnt, dass ihr das ein oder andere Auge dabei zudrücken müsst.
WERTUNG: 7.5/10
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